Schamanisches Reisen
& Krafttiersuche

 

Zuerst möchte ich ganz kurz auf den Ausdruck „Schamanismus“ eingehen, der schon ganz gut erklärt, was eigentlich mit schamanischem Reisen gemeint ist. 

Der Ausdruck Schamanismus stammt aus dem Tungusischen (Sibirien) und bezeichnet eine Person, die willentlich ihre Bewusstseinszustände verändert, um in andere Wirklichkeiten zu „Reisen“. Diese anderen Wirklichkeiten repräsentiert der Schamanismus mit dem typischen Weltbild in die Gliederung der drei Welten in die untere-, mittlere- und obere Welt, das symbolisch mit dem schamanischen Weltenbaum dargestellt wird. Der Weltenbaum stellt die unterschiedlichen Bewusstseinsebenen dar, die wir mit unseren bekannten Bewusstseinsebenen vergleichen können: 

- Die untere Welt entspricht dem Unterbewusstsein, 

- die obere Welt entspricht dem Überbewusstsein und 

- die mittlere Welt entspricht unserem Alltagsbewusstsein.
 

Die Einteilung in eine obere, mittlere und untere Welt geht auf den Begründer der „Fundation for Shamanic Studies“ (FSS), Michael Harner zurück, der den Core-Schamanismus entwickelt hat, welcher vorwiegend von schamanisch tätigen Menschen in Europa praktiziert wird und den Kern-Schamanismus vermittelt, wo die zentralen Methoden vermittelt werden, die den einheitlichen Kern schamanischer Praktiken aus verschiedenen indigen Kulturen enthalten. 

 

Dem Schamanismus liegt ein Glaube an Geister zugrunde, was unwissenschaftlich klingen mag, doch man sollte verstehen, dass der Schamanismus von Naturvölkern kommt, die andere Wörter benutzen, um ihre Ideen und Konzepte auszudrücken. Das schamanische Weltbild geht davon aus, dass die Bewohner der drei Welten, die Spirits, Geister und Krafttiere real existieren. Die schamanische Sichtweise besteht darin, dass es unsichtbare Welten gibt, die jenseits unserer materiellen Welt liegen. In der nichtalltäglichen Wirklichkeit hat der Schamane unterschiedliche Helfer und Geistwesen - die als Führer und Lehrer an seiner Seite dienen und ihn bei seiner schamanischen Arbeit unterstützen. Solche Geistwesen wurden in den späteren Hochreligionen oft als Engel bezeichnet, was wörtlich „Botschafter“ bedeutet. Diese Ressourcen der Anderswelt nützt man im Schamanismus zur Lösung von Problemen aller Art. 

Die schamanische Reise kann sehr aufwühlend sein, da intensive Bilder aufsteigen und wir nicht immer die erhofften Antworten oder Bilder bekommen. Doch genauso oft werden schamanische Reisen als befreiend und heilend erlebt, in dem wir wieder ein Gefühl von Ganzheit erleben können. Um die schamanische Reise zu beginnen wird die Trommel in einem gleichmäßigen Rhythmus geschlagen und mit einer bewussten Vorstellung begonnen, in der Bilder von einem Kraftplatz visualisiert werden, um der Seele dabei zu helfen in die geistige Welt zu gelangen. Erst wenn wir in der unteren oder oberen Welt angekommen sind, entwickelt die Reise ein Eigenleben und die Bilder und Antworten steigen von selbst auf.

Dadurch unterscheidet sich die schamanische Reise von gelenkter Visualisierung wie sie im Mentaltraining angewandt wird. 

 

Die schamanische Reise ist eine Kombination aus beabsichtigten und nichtbeabsichtigten Erfahrungen und Wahrnehmungen. Wir schaffen mit unserer bewussten Entscheidung einen klaren Rahmen für unsere Reise, und mit unserer formulierten Absicht bewirken wir, dass etwas geschieht, wobei wir in der Nichtalltäglichen Wirklichkeit nicht alles bestimmen können was passiert. 

 

Die untere Welt ist der Bereich, in dem wir verlorene Seelenanteile finden können, die sich in den Schutz der unteren Welt begeben haben, bis wir bereit sind diese zurückzuholen und wieder in unserer Hauptseele zu integrieren. In der unteren Welt befinden sich auch die Krafttiere, die uns die Eigenschaften und Ressourcen bringen, die wir gerade benötigen. Weiteres finden wir Seelenverträge, Glaubenssätze und Schwüre in der unteren Welt. Die untere Welt entspricht dem Unterbewusstsein. 

 

In der oberen Welt finden wir unseren Lehrer, spirituellen Führer oder geistigen Heiler, der uns auf unserem Weg begleitet und uns zu unserer Bestimmung führt. Wir heilen die Vergangenheit in der unteren Welt, um in der oberen Welt unser Potential zu verwirklichen, indem wir unsere Bestimmung finden. Die obere Welt entspricht dem Überbewusstsein, das auch als „Höheres Selbst“ bezeichnet wird. 

 

Nun zu den Krafttieren: 

 

In der gesamten Geschichte sind uns Tiere körperlich als auch psychisch überlegen, wie wir das oft aus archaischen Geschichten wie dem Sündenfall oder in vielen Sagen und Märchen erfahren können. Tiere sind darin oft wertvolle Begleiter oder Lehrer und Führer in geheimes Wissen. In unzähligen Schöpfungsgeschichten der Welt wird geschildert, dass die Tiere lange vor dem Menschen auf der Erde lebten und mit der Natur in Enger Beziehung stehen. Sie führen ein geheimes Leben, tief verborgen in den Wäldern, Bergen, Gewässern und Wüsten. Sie leben wie es für sie bestimmt ist und reagieren uneingeschränkt auf alles, was ihnen das Leben bringt – Nahrung, Spaß, Sex und auch Tod. 

Im Vergleich zu uns Menschen besitzen Tiere generell mehr Stärke und größere Fähigkeiten. Sie können besser sehen, hören und riechen, schneller rennen, besser schwimmen, klettern und springen und viele Tiere überleben in Umgebungen, die für uns Menschen zu extreme Lebensraumbedingungen haben. 

 

Unterbewusst spüren wir, dass Tiere von vielen Veränderungen verschont blieben und noch immer mit den Gesetzen der Natur leben und im Gleichgewicht und im Einklang mit ihrer Umgebung sind. So können sie uns als Vorbild dienen und uns an die natürlichen Gesetze Erinnern auch wenn die Umwelt sich verändert. Wir haben dadurch die Möglichkeit, unser Krafttier zu studieren und uns zu fragen, wo lebte es und wie lebt es? Hieraus können wir Schlüsse ziehen, wo wir uns zum Beispiel gut erholen können oder was uns gut tut! Brauchen wir eine Gemeinschaft oder eher die Freiheit als Einzelgänger? Was frisst dieses Tier, denn diese Nahrung kann auch uns unterstützen und Heilung und Kraft bringen. 

 

Wenn wir uns erinnern, wer unsere Verbündeten sind, können wir wieder mehr in unsere Lebenskraft kommen und mehr aus unserem innerem Wissen schöpfen. Manchmal haben Menschen bereits ihr Leben lang eine Vorliebe für ein bestimmtes Tier oder haben immer wieder Träume von gewissen Tieren. Meist ist das ein Ausdruck der tief in uns liegenden Erinnerung an unser Krafttier, aber oft kann sich bei einer Krafttiersuche auch ein anderes Tier zeigen, das besser zu unseren spirituellen Bedürfnissen oder derzeitigenAufgaben passt. Es kann allerdings darauf vertraut werden, dass das Krafftier gefunden wird, das für uns bestimmt ist und das mit uns zusammenarbeiten will. 

 

Ist das Krafttier gefunden, kann man mit ihm kommunizieren und sich über seine Sorgen unterhalten und hat einen Begleiter der Orientierung und Klarheit schenkt und uns auf unserem Weg begleitet. Es ist der Beginn einer lebenslangen Freundschaft, die von gegenseitigen Respekt und Unterstützung geprägt ist. Das Krafttier ist dann nicht nur außerhalb von uns sondern auch in uns zu finden. Es ist ein Verbündeter und Berater, der uns jederzeit zur Verfügung steht und in herausfordernden Situationen Hinweise und Lösungen offenbaren kann. 

 

Um diese besondere Freundschaft zu vertiefen und zu festigen ist es wichtig, dem gefundenen Krafttier Beachtung zu schenken und sich regelmäßig mit ihm zu beschäftigen. Am Anfang kann man ein Bild des Krafttiers aufhängen und sich so täglich an es erinnern und mit ihm Kontakt aufnehmen. Wichtig ist es auch sich mit den Eigenschaften des Tieres zu beschäftigen und es einzuladen uns zu begleiten bei körperlichen Aktivitäten, die das  Krafttier besonders gut kann. Meistens stellen wir mit der Zeit fest, dass unser Krafttier uns auf unterschiedliche Weise erscheint, indem wir das Tier vielleicht in der Natur oder einem Film sehen, oder in einer Zeitschrift oder Reklametafel. Oder wir hören andere Menschen über das Tier reden und träumen sogar davon. Es kann tatsächlich sein, dass wir verblüffende Begegnungen mit unserem Krafttier haben, wir müssen nur auf die Gelegenheiten achten, wenn die beiden Wirklichkeiten ineinander greifen. 

"Die weiteste Reise die ein Mensch machen kann, ist nicht von der Erde zu den Sternen, sondern vom Kopf in sein Herz" 
(ANGAANGAQ, Grönland-Schamane)

"Der Büffel hat mich hierher geschickt, um Euch zu sagen, was Ihr vielleicht vergessen habt. Verstand und Herz müssen wieder zueinander finden." (Pablo Russel, Kanadischer Medizinmann)